Hallo,
unter dem Titel: "Todesstoß: Forscher zerschmettern SHA-1" veröffentlichte Heise in der letzten Woche einen Artikel, der darüber informiert, dass es Forscher von der CWI Amsterdam und Google gelungen ist, eine erfolgreiche Kollision gegen SHA-1 zu fahren.
Konkret ist es gelungen, zwei inhaltlich identische PDF-Dokumente zu erzeugen, die dennoch denselben SHA-1-Hash haben.
Das kann klingt zunächst einmal sehr besorgniserregend, vor allem bei einer Überschrift, wie man sie sonst eher von anderen Verlagen kennt. Bei uns in der Firma hat das bei einigen prompt zur Verunsicherung und entsprechenden Nachfragen geführt. Ich möchte deshalb ein paar Hinweise zu GnuPG geben.
GnuPG und somit auch Enigmail verwenden standardmäßig SHA-1, obwohl es "bessere" Hash-Algorithmen beherrscht. (Zumindest ist das in der GnuPG 2.0.22 noch so.) Die Präferenzen lassen sich durch eine Änderung in der gnupg.conf ändern. Ich empfehle, folgenden Zeilen hinzuzufügen:
# Standardpräferenzen für Chiffre, Hash und Kompression, geändert durch ... am ...
personal-cipher-preferences AES256 TWOFISH AES192 AES
personal-digest-preferences SHA512 SHA384 SHA256
personal-compress-preferences ZLIB BZIP2 ZIP
Die erfolgreiche Umstellungen kann danach folgendermaßen getestet werden:
Sendet euch selbst eine unverschlüsselte aber signierte E-Mail. Wenn ihr dann in der empfangenen E-Mail an der Stelle, an der Enigmail die korrekt Unterschrift anzeigt auf Details -> Enigmail-Sicherheitsinfo klickt, dann sollte dort RSA und SHA512 stehen.
Im Quelltext der Mail sollte ebenfalls SHA512 stehen.
Der Angriff ist ohne Frage beeindruckend. Dennoch möchte ich ein paar Punkte erwähnen, denn man sollte die Kirche schon im Dorf lassen:
- Für diese eine Kollision waren laut des Artikels 6500 CPU-Jahre und 100 GPU-Jahre an Rechenzeit erforderlich.
- Die Kollision erfolgte, indem man die Overhead-Daten des PDF sehr geschickt veränderte. In einem reinen Textfile wäre das ungleich schwieriger, denn das hat keinen solche Overhead.
Einen nackten Text so abzuändern, dass er nicht nur denselben Hash ergibt sondern auch noch den gewünschten, falschen Inhalt, ist nach wie vor nahezu ausgeschlossen. Gleiches gilt für Programmdateien, denen man einen funktionsfähigen Schädling beigeben möchte. Das ist ohne eine Veränderung des Hash-Wertes nicht hinzubekommen. - SHA-1 ist ein Hash-Algorithmus. Das hat mit der Verschlüsselung von Inhalten nichts zu tun. Die Verschlüsselung durch GnuPG ist daher nicht betroffen.
Wohl aber die digitale Unterschrift und das Komprimieren.
Ich empfehle dennoch ebenfalls auf ein sichereres Hash-Verfahren umzustellen - schon aus Prinzip. Ein Grund zur Panik oder gar zu einer solchen Wortwahl, zu der Heise in der Überschrift gegriffen hat, kann ich aber beim besten Willen nicht erkennen.
Gruß
Susanne