Ich bin ja eigentlich nicht so der Foren-Mensch, aber nachdem ich diese Diskussion und den Thread Minimize to Tray funktioniert mit TB 60 nicht mehr gelesen habe, musste ich mich doch anmelden um etwas hierzu zu schreiben.
Ich finde es höchst bedauerlich, wie diese ganze Situation derzeit läuft und gehandhabt wird. Fakt ist nämlich: Es gibt seit der Umstellung auf TB 60 keine ordentliche Möglichkeit, die von vielen Usern benötigte Funktionalität des Minimierens ins Tray zu aktivieren. Das macht Umstände im Alltag aller dieser User. Dann auch noch zu sehen, wie mit diesen Problemen umgegangen wird, erzeugt noch mehr Frust. Und das wahrscheinlich Schlimmste daran ist: Dieser ganze Frust kommt von einem Programm (und dessen Community), das wir lieben! Ich denke ich spreche für viele, wenn ich sage ich will nicht von TB weg, aber das Fehlen der Möglichkeit zum Minimieren ins Tray ist ein ziemliches No-Go.
Und da ich die Reaktionen zu Kritik in diesem Forum gesehen habe, hier ein paar Erläuterungen für die Leute, die jetzt schon wieder schäumend vor dem Rechner sitzen.
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Es gibt doch Möglichkeiten zum Minimieren! Und was soll eigentlich "ordentlich" heißen?
- Offensichtlich bietet TB diese Funktionalität nicht nativ.
- Weder FireTray noch MinimizeToTray oder diverse Derivate davon funktionieren (zumindest bei mir auf Linux Mint 19.1 mit TB 60.2.1 64bit)
- Selbst wenn sie funktionieren würden, sind sie keine offiziellen Add-Ons mehr und müssen manuell heruntergeladen und installiert werden. Das ist zum einen ein zusätzlicher Aufwand und zum anderen ein potenzielles Sicherheitsproblem.
- Es existieren "Bastellösungen" mit Skripten und Cronjobs, die dafür sorgen sollen, dass TB immer läuft. Ob sie funktionieren oder nicht kann ich nicht sagen, da ich a) von sowas generell lieber die Finger lasse und viel wichtiger b) sie das eigenliche Problem nicht lösen. Einfach nur periodisch zu checken ob TB läuft und ihn ggfs starten ist nicht das gleiche wie ihn ins Tray zu minimieren.
- Die 3 Vorschläge zur Lösung des Problems, die im Thread zu Minimize to Tray genannt wurden (und dort auch als Begründung zum Schließen des Threads angegeben wurden) laufen nur unter Windows. Etwas ironisch, weil quasi jeder Kommentar in dem Thread der etwas mit Windows zu tun hatte, gleich mit einem "Es gibt nicht nur Windows"-Kommentar abgestraft wurde.
- Das Argument "Ein externes Programm (zum Minimieren ins Tray) wäre doch das selbe wie ein Add-On" stimmt meiner Meinung nach nicht: Ein Programm, das andere Programme steuert bzw. deren Fenster- und Traydarstellung steuert, ist sicherheitstechnisch eine heikle Sache. Zudem weiß man nicht, wer das entwickelt hat und es ist oft auch keine freie Software. Und es ist ein Unterschied, ob man einer Instanz (Mozilla) vertraut, oder zweien/mehreren (Mozilla + Entwickler des Minimierers/ggfs. anderer ehemaliger Add-Ons)
- Die Lösung "PopTrayU" scheitert für mich aus ähnlichen Gründen: a) Eine weitere Instanz, der ich Zugriff auf meine Mail-Konten gestatten muss und b) die Nur bei Mails erinnert, nicht bei Terminen/Aufgaben.
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Das will doch eigentlich niemand bzw. nicht genügend Leute!
- Dem würde ich widersprechen: Allein die drei bekannten Plugins FireTray, MinimizeToTray und MinimizeToTray revived haben zusammen über 6,1 Millionen Downloads. Zum Vergleich: Das beliebteste Add-On Lightning hat ca. 24 mio. Downloads, Enigmail (derzeit Platz 5 auf der Beliebtheits-Liste) ca. 4,7 mio. Mag sein dass wir (User die diese Funktionalität wollen) nicht die Mehrheit der TB-User sind, aber hier von einer "Randgruppe" zu sprechen ist definitiv falsch.
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Das ist zu schwer zu entwickeln, das kann man von den Entwicklern nicht erwarten!
- Mit der Implementierung und deren Komplexität kenne ich mich nicht aus, das gebe ich gerne zu. Auch verstehe ich, dass die unterschiedlichen Betriebssysteme und Distributionen alle ihre Eigenarten diesbezüglich haben. Aber wenn einzelne Entwickler (nämlich die der alten Add-Ons) das schaffen, meint ihr nicht dass das die Hauptentwickler auch schaffen sollten?
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TB ist Open Source und Community-Basiert, ihr habt gar nichts zu "fordern" oder "verlangen"!
- Dem stimme ich vollkommen zu. Es gibt keinerlei Anspruch auf irgendetwas wenn man so eine gute Software kostenlos bekommt. Trotzdem greift diese Argumentation zu kurz.
- Wenn ein großer Teil der User eines Projekts eine Funktion benötigt bzw. mit dem Entfernen einer Funktion nicht klarkommt, ist es vollkommen ok, diesen Wunsch an die Entwickler weiterzutragen. Alles weitere ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Wortwahl. Natürlich sind "fordern" und "verlangen" nicht gut gewählt in diesem Fall, aber hier würde es völlig ausreichen, auf eben diesen Umstand hinzuweisen und dann sachlich mit dem Wunsch umzugehen. Ein dünnhäutiges Abschmettern, nur weil irgendwo "fordern" steht, ist nicht sachdienlich.
- Woher wisst ihr, wer alles wie viel zur Community beigetragen hat? Es ist seht wahrscheinlich, dass unter den Leuten, die gern Minimieren würden, viele sind, die TB mit Zeit/Code/Geld unterstützt haben. Und in diesem Fall entsteht meiner Meinung nach schon eine gewisse Art des Anspruches.
- Die Einstellungen "dann nutze halt einen anderen Client" und "viel Glück dabei, einen vergleichbaren Client zu finden" passen nicht zusammen.
So, das war jetzt eine lange Liste von Argumenten, die mir am Herzen liegen. Ich liebe Thunderbird und ich würde es gerne noch weiter benutzen, aber wenn das so weitergeht muss ich mir wohl bald was anderes einfallen lassen.
Und was den Umgangston hier im Forum angeht: In den beiden Threads die ich gelesen habe, waren es meistens die "alteingesessenen" und "Anti-Minimierer", die das Thema off-topic geführt und den Umgangston aufgerauht haben wie immer gilt, und zwar für alle, die Parallele zur Programmier-Maxime "be tolerant in receiving, be strict in sending": Seid nicht spitzfindig wenn ihr Beiträge lest. Beim Ausschreiben von Gedanken geht oft der Kontext verloren oder es entstehen ungewollte Mehrdeutigkeiten. Jeden Text kann und sollte man interpretieren. Und natürlich beim Schreiben darauf achten, möglichst wenig Raum für Fehlinterpretationen zu lassen.
Peace Out