Wie versprochen ein paar Sätze von mir dazu, wie man Thunderbird (ab Version 12) dazu bekommt, Maildir anstelle von Berkeley-Mailbox, einem Speicherformat der Mbox-Familie, zu verwenden.
Alternativen in Thunderbird zu Mbox gab es bislang nicht. Eine Neuerung in Mozillas Mail-Client sind die sogenannten Pluggable Mail Stores. Dabei handelt es sich um ein Interface, welches es ermöglicht, das verwendete Speicherformat einfach auszutauschen, auch Erweiterungsautoren sind hierzu in der Lage. So wäre es zum Beispiel auch möglich, die E-Mails in einer SQLite-Datenbank abzulegen. Thunderbird 12 bietet aber nicht nur das Interface selbst und hat die Mbox-Implementierung hierauf umgeschrieben, sondern liefert gleich noch Maildir als Option mit.
Das gewünschte Format kann global für neue Konten oder individuell für einzene Konten eingestellt werden. Bislang gibt es noch keine direkte Möglichkeit, die bestehenden Postfächer zwischen verschiedenen Aufbewahrungsformaten zu konvertieren und genau aus diesem Grund liefert Mozilla auch noch keine entsprechende sichtbare Option hierzu in den Einstellungen mit. Dennoch kann Maildir bereits genutzt werden und wie erkläre ich im Folgenden.
Achtung: Für eventuellen Datenverlust übernehme ich keinerlei Verantwortung! Es ist in jedem Fall vorher eine vollständige Sicherung des Profils durchzuführen, um ggf. die Änderungen wieder rückgängig machen zu könnnen!
Maildir für neue Konten nutzen: Der einfache Fall – Maildir für neue Konten nutzen. Dazu suchen für über Extras > Einstellungen > Erweitert > Konfiguration bearbeiten den Schalter mail.serverDefaultStoreContractID und ändern diesen von @mozilla.org/msgstore/berkeleystore;1 (Mbox) auf @mozilla.org/msgstore/maildirstore;1 (Maildir). Ab sofort nutzen neue Postfächer das entsprechend eingestellte Format.
Maildir für bereits bestehende Konten nutzen: Hierzu zu allererst ein ganz wichtier Hinweis: Wie bereits erwähnt, gibt es bislang noch keine Möglichkeit der Konvertierung. Das bedeutet, dass wir hierfür die dazugehörigen E-Mails zuerst löschen und dann neu vom Server abholen müssen. Und die Mails können nur vom Server neu abgeholt werden, wenn sie sich auch noch auf dem Server befinden – logisch. Das bitte unbedingt vorher überprüfen!
Wir rufen wieder den Dialog Extras > Einstellungen > Erweitert > Konfiguration bearbeiten auf und geben in den Filter mail.server ein. Warum wir dies tun: Die verschiedenen Postfächer sind als server1, server2, …, serverN eingetragen und wir suchen die richtige Bezeichnung für das zu ändernde Postfach. Beispielsweise entdecken wir, dass das Postfach, welches wir ändern wollen, als server4 eingetragen ist. Dann suchen wir nun nach dem Schalter mail.server.server4.storeContractID und stellen diesen von @mozilla.org/msgstore/berkeleystore;1 (Mbox) auf @mozilla.org/msgstore/maildirstore;1 (Maildir). Anschließend gehen wir bei geschlossenem Thunderbird in das Profilverzeichnis von Thunderbird und suchen dort in Mail sowie ImapMail die dazugehörigen Verzeichnisse und löschen diese. Starten wir Thunderbird jetzt neu, werden die E-Mails neu vom Server heruntergeladen und nutzen Maildir.
Bitte an dieser Stelle sofort überprüfen, ob auch keine E-Mail vermisst wird und am besten auch direkt das Senden und Empfangen testen, damit im Zweifelsfall die vorher gemachte Sicherung sofort wieder eingespielt werden kann und es zu keinem Verlust von Nachrichten kommt. Im Normalfall sollten dabei aber keine Probleme auftauchen.
Und aus welchem Grund sollte ich Maildir eigentlich verwenden bzw. sollte ich es überhaupt? Hierzu vertrete ich eine ganz einfache Meinung: Wer sich diese Frage bereits stellt, muss auch nichts umstellen. Tatsächlich ist es so, dass das etwas modernere Maildir ein paar Vorteile gegenüber Mbox besitzt, beispielsweise umgeht man bei Maildir die Begrenzung der Postfachgröße auf 4GB, es ist sehr robust und es kann das selbe Postfach auch im Netzwerk genutzt werden, was bei Mbox ein wenig schwierig ist, da hier bei Zugriffen immer das Postfach geblockt wird. Wer sich etwas genauer mit den Vor- und Nachteilen beider Möglichkeiten befassen will, dem sei ein Blick auf diese Seite (engl.) ans Herz gelegt.